Manchmal suche ich gefühlt ewig nach DEM perfekten Schnitt oder nach DER ausgefallenen, noch nie gesehenen neuen Designidee und bin einfach mit allem unzufrieden. Alles schon tausendfach gesehen – langweilig, langweilig, langweilig.
Am Ende verwerfe ich alle Vorstellungen, nähe einen bewährten Schnitt mit einer winzigen Änderung und bin danach total überrascht wie zufrieden ich damit bin. Zwei Projekte die ich gerad fertig gestellt haben sind dafür bestes Beispiel.
Guise Pants Nummer ?
Ich müsste jetzt wirklich überlegen wie oft genau ich den Schnitt schon verwendet habe. Zuletzt für meine geliebte rote Leinenhose, an der ich lediglich die Hosenbeine weiter geschnitten habe. Die gefällt mir so unfassbar gut, dass ich schon während sie noch nichtmal fertig war bereits eine zweite zugeschnitten habe. Hierfür verwendete ich ein unvollendetes Projekt, welches jetzt über zwei Jahre zugeschnitten im Regal lag. Wenn ein Projekt so lange nicht abgeschlossen wird, hat das einen guten Grund. Auch wenn dieser mir nicht bewusst ist, vertraue ich meinem Bauchgefühl und investiere Stoff und Zeit lieber in eine Umwidmung. Hier habe ich richtig Glück gehabt, mein Schnittteil passte auf den mm genau auf den alten Jumpsuit Zuschnitt.
Bei meiner roten Hose fielen mir beim ersten Tragen zwei Kleinigkeiten auf. Erstens der Bund könnte noch etwas höher sitzen, um zu den angesagten cropped Tops und Blusen gut auszusehen. Zweitens durch die weiten Hosenbeine hängt ganz ordentlich Gewicht an den Paspeltaschen und sie klaffen immer etwas auf. Also habe ich den Bund 3cm höher gesetzt und die Paspeltaschen erhielten noch eine Knopfschlaufe. Im letzten Beitrag habe ich ausführlich erläutert wie ich Paspeltaschen nähe. Einfach vor Schritt vier noch eine kleine Schlaufe anlegen und beim Steppen der Paspel mit festnähen. Ausserdem habe ich die vordere Kellerfalte in zwei kleine Kellerfalten aufgeteilt. Kleinigkeiten aber wertvoll für die Annäherung an Perfektion.
Sheridan Sweater
Ich nähe nicht gerne Jersey und Sweat aber eigentlich trage ich es recht häufig. Also habe ich schon lange nach einem Sweat gesucht (super schwierig weil so viele Sweats so kindlich aussehen) und noch länger nach einem Schnitt (super extra schwierig weil die sehen wirklich alle gleich aus). Ihr seht, ich steh mir bei Pullovern gern selbst im Weg und mach es schwieriger als es ist. Kürzlich stolperte ich über diesen French Terry und zwang mich ihn nicht dreimal zu übergrübeln, sondern einfach zu kaufen. Ostern nahm ich für mich als Zieltermin zur Fertigstellung, damit ich nicht ewig vor mir herschob.
Nachdem ein Sweater nunmal ein Sweater ist, wollte ich es mir leicht machen und einen vorhandenen Schnitt verwenden. Also der Sheridan Sweater. Natürlich konnte ich dann doch nicht 1:1 gleich nähen. Ich hatte die vage Idee zu einem Ausschnitt mit Bündchen der über die gesamten Schutern ging. Also nahm ich an den Originalschnittmusterteilen an den Schultern vorn und hinten je 3cm weg und zog eine geschwungende Linie. Die neuen Hals-/Schulterlinien vermaß ich und rechnete x 0,8 um die Länge der Bündchenstreifen zu erhalten. Diese schnitt ich dann mit 8cm Breite zu.
Diese beiden Bündchenstreifen legte ich übereinander und nähte sie mittig 7cm zu. Fatet man das auseinander hat man einen fertigen Ausschnitt an den man Vorder- und Rückenteil ansetzt.
Im ersten Anlauf hatte ich den Bogen zu steil gemacht und 0,8 als Faktor für die Bündchen erzeugte zuviel Zug. Im Ergebnis hatte ich zwei Beulen an den Schultern. Nicht jammern – Krönchen richten und Nahttrenner aktivieren.
An Frenchterry mit seinen Schlaufen auf der Rückseite kam ich mit dem Nahttrenner nicht weiter. Nach viel Fluchen schnitt ich schliesslich einfach alles ab und schnitt die Bündchenteile komplett neu zu. Also wurde aus der Originalkurve (blau), die Fehlkonstruktkurve (rot)und schliesslich die funktionierende Kurve (grün). Die Bündchenstreifen wurden in der Länge an die neue Ausschnittbreite angepasst und diesmal nur mit Faktor 0,85 geschnitten.
Das Ergebnis ist ein Sweater ohne aufregendes Design aber eben doch einer Kleinigkeit, die ihn ein ganz klein wenig abhebt ohne ihn in seiner Funktion einzuschränken.
Dass ich hier nichtmal mit dem Nahttrenner durchkam, hat mich wirklich genervt. Dieses Label hat sich der Sweater redlich verdient auch wenn ich ihn jetzt wirklich mag. Das Material trägt sich äusserst angenehm und die Kombination mit der Hose ist für mich die perfekte Mischung aus chic und leger.
Beste Grüße,
Sam