Neue Indie Label in der Welt der Schnittmuster zu entdecken macht mir wahnsinnig viel Spass. Mit dem Kleid Jolene von Ready to Sew hab ich für mich eine echte Entdeckung gemacht. Also gleich ran an den nächsten verheißungsvollen Newcomer: Sew Love Pattern mit ihrem Springe Jumpsuit.
Die Designerin schreibt auf ihrer Webseite einiegs zu ihrem Lebenslauf. Wirklich beeindruckend, denn die gebürtige Londonerin ist mal wirklich vom Fach und hat viel Berufserfahrung gesammelt, bevor sie sich in Dänemark nierderliess und nun selbstständig machte. Ich bin sehr gespannt auf ihre nächsten Schnittmuster.
Stoff für meinen Springe Jumpsuit
Ich habe mich schon lange in das leuchtende Blau des Meet Milk Tencels in Lapis verknallt. Ein teurer aber wundervoller Stoff mit genug Körper, um als Hose zu taugen. Dabei gleichzeitig schönem fliessenden Fall, um für ein so weites Modell zu taugen. Da besagter Tencel aber eben zur Recht kein Schnäppchen ist, musste ein Teststoff her. Bei Evlis Needle fand ich einen Viskosetwill, der unglaublich günstig ist und dabei die gleichen Eigenschaften an Stabilität und fliessender Qualität mitbringt. Der einzige aber leider schwerwiegende Nachteil – er knittert ganz, ganz schlimm. Für einen Teststoff jedoch vernachlässigbar. Also dachte ich mir erstmal eine Kurzbeinige Variante (spart Stoff) zu nähen, um zu schauen, ob der Schnitt sitzt bzw. was ich anpassen muss, für eine perfekt langbeinige Variante. Gerade ein Jumpsuit ist in der Passform nicht trivial, muss er doch wirklich an allen Körperstellen sitzen und darf zwischen Schulter und Schritt keinesfalls zu kurz oder zu lang sein.
Schnittkritik Springe Jumpsuit
Springe hat angeschnitte, kurze Ärmel, eine betonte, schmale Taille und ein weites Hosenbein mit Eingrifftaschen vorn. Soweit eine schöne Mischung die vielen Figurtypen gut stehen sollte. Die Anleitung ist mit Skizzen und knappen aber Erklärungen versehen und bietet für etwas kompliziertere Arbeitsschritte sogar Alternativen an. Das finde ich sehr gelungen und ein wenig erfahrene Hobbyschneiderinnen dürften auch ohne vertiefte Englischkenntnisse wunderbar zurech kommen.
Am Oberteil mag ich den Tailleneinsatz mit den kleinen Raffungen zur Brust enorm gern. Dafür gefällt mir der angeschnittene Ärmel nicht. Eigentlich war mir schon klar, dass man bei dieser Ärmelart oft seitlich hinein schauen kann. Ich hatte aber gehofft es wäre nicht so arg auffällig, da ich auf den vielen Instgrambeiträgen von Kundinnen das nie so wahrgenommen habe. Wieder mal reingefallen. Doch – man kann von der Seite, in der Bewegung die Unterwäsche oder auch fehlende Unterwäsche sehen. Bei diesem Modell, was wegen der Knitter wohl eh nur den Campingplatz sehen wird, ist das nicht so tragisch. Für eine schickere Variante finde ich das inakzeptabel.
Glücklicherweise kam gerade ein AdOn zum Schnitt heraus, in dem richtige Ärmel enthalten sind. Als hätte die Designerin meine Gedanken gelesen.
Der Schnitt enthält drei Beinlängen. Ich habe hier die kürzeste gewählt. Im Stehen definitiv lang genug, dass der ganze Po bedeckt ist. Eine moderate Sommershort. Im Sitzen allerdings doch zu kurz, als dass man damit in der S Bahn auf verschwitzten PVC Polstern sitzen mag. Hier kommen wieder meine spaziellen Anforderungen an Kleidung heraus. Hosen oder Röcke, die ich im Büro oder in der Stadt trage, müssen so lang sein, dass sie die Sitzfläche fremder Möbel von meinem Hintern trennen.
Im Rücken ist ein Reissverschluss eingesetzt. Dieser geht allerdings nicht bis in den Nacken, sondern nur knapp über den BH. Im Nacken wird noch ein Knopf ergänzt. Das finde ich ziemlich klasse, keine Verrenkung beim Anziehen und es blitzt noch ein wenig Haut.
Für mich werde ich das Taillenstück noch ein klein wenig verlängern müssen, die Taillennaht sitzt mir etwas zu hoch. Ausserdem würde ich dieses eine Teil füttern und die Nahtzugaben dann zwischen Futter und Oberstoff verschwinden lassen. Ein wenig nervt mich die Overlocknaht am Bauch. Und natürlich der Armausschnitt muss anders werden, da überlege ich nochmal wie ich es gern hätte. In jedem Fall werdet ihr irgendwann eine langbeinige Variante sehen. Ich habe so den Eindruck dieser Sommer verlangt etwas bedecktere Haut statt Sonnencreme.
Bis dahin freue ich mich auf den Me Made Mittwoch mit all den anderen Sewistas und grüße alle Hobbschneiderinnen da draussen.
Sam
Meine letzte große Entedeckung: das Kleid Jolene von Ready to sew habe ich kürzlich mit dem Rock Anais gemixt – volle Vintage Power!
Was für ein schöner Schnitt! Da ist Dir wirklich eine Entdeckung gelungen mit der Schnittdesignerin. Ärgerlich mit den Ärmellöchern, ich finde sie auch zu einsichtig. Du könntest sie aber doch einfach verkleinern, alos die Ärmelnaht nach innen setzen, das könnte auch an diesem Modell noch gelingen. Wobei ich das jetzt für diesen kurzbeinigen Jumper nicht schlimm finde, der zeigt ja sowieso so viel Haut.
Mit langen Beinen und langen Ärmeln gefällt mit das Modell nicht ganz so gut, dann stimmen irgendwie die Proportionen nicht, finde ich. Oder kannst Du ein ganz ärmelloses Teil draus machen, und die Beine dreiviertellang? Das könnte ich mir gut vorstellen…wunderschön wirklich diese Rückenlösung mit dem Knopf. Danke für den Tipp und die Inspiration, diese Designerin kannte ich noch nicht.
Liebe Grüße
Barbara
Ich freu mich immer sehr über deine besonderen Schnittmusterschätzchen. Ich habe jetzt auch erst die zweite Jolene gesehen… Hammer! Bei einem Jumper bin ich bisher noch nicht schwach geworden, aber dieses Modell hat wirklich eine schöne Rückseite. Die Kurze Version wäre mir auch deutlich zu kurz… Ich bin gespannt, was du also mit dem teuren Stoff machst… LG Sarah
Der Jumpsuit ist sehr schön geworden auch wenn das Problem mit den Armlöchen ärgerlich ist.
Mit dem Schnitt liebäugele ich auch schon länger, allerdings würde ich einen Rock dranbasteln, da ich Overalls schon in meiner Jugendzeit nicht mochte – Stichwort stilles Örtchen.
Liebe Grüße
Anette
Dein Probejumpsuit sieht sehr schön aus und steht dir ausgezeichnet. Viel Freude beim tragen.
Ich bin schon auf deine lange Variante gespannt.
LG, Heike
Der Jumpsuit sieht ja echt Hammer aus! Bereits jetzt ohne die ganzen Anpassungen die Du noch planst. Ich bin schon gespannt, irgendwann die lange Variante zu sehen. Viel Erfolg beim Tüfteln! LG Sonnenschoen
Danke für Deine ausführliche Schnittmusterbesprechung, die Stärken und Schwächen kann ich gut nachvollziehen – vor allem mit deinen schönen Bildern dazu. Mir gefällt dein Probemodell gut, zum Radfahren ist es bestimmt auch außerhalb des Campingplatzes geeignet. Viele Grüße Tily
Das ist ein echt toller Jumpsuit. Mir gefällt diese Taillenpasse richtig gut, die meisten Jumpsuits haben so etwas Sackartiges, daher konnte ich mich immer nicht so recht damit anfreunden. Danke für deine sorgfältige Schnittbesprechung. Ich sehe das genau wie du, das Oberteil würde durch “echte” Ärmel unbedings gewinnen. Mit den angeschnittenen Ärmeln wirkt es so, als ob es jederzeit von der Schulter rutschen möchte. In lang könnte ich mir den Jumpsuit eher ganz ohne Ärmel vorstellen.
Ich kannte beide Designerinnen noch nicht, danke für den Tipp.
Viele Grüße, Stefanie
Das ist mal ein aufwändiges Kleidungsstück, da lohnt sich ein Probeteil. Rein optisch finde ich ihn jetzt schon sehr gelungen, kann aber deine Anmerkungen (Ärmel zu weit, Hosenbein etwas zu kurz, usw.) sehr gut nachempfinden. Super, dass du die Muße hast, das alles einzuarbeiten. Die Arbeit lohnt sich bestimmt, ich sehe ihn schon im Originalstoff vor mir (in “lapis” habe ich mich auch schon verliebt).
Liebe Grüße
Jenny
Was für ein informativer Post und so klasse geschrieben. Vielen Dank ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Toll dein Feedback zum Schnittmuster. Das hilft anderen gut weiter. Sehr schöne Fotos. Ich liebe ja Jumpsuit und bin daher jetzt schon auf deine lange Variante gespannt. Liebe Grüße Birgit
[…] einen Jumpsuit nähen. Vor einer ganzen Weile habe ich mal einen fast erfolgreichen Anlauf mit dem Springe Jumpsuit gemacht. Allerdings wurde er mittelfristig dann doch eher zum Staubfänger, da die Ärmel nur […]