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Saturday Bluse und die Herausforderung an meine Bodypositivity

Ist man jenseits der 30 und/ oder hat ein Kind geboren und ist Feministin und beschäftigt sich gern mit Kleidung – steht man irgendwann vor der Frage welche Mode man alles mitmachen mag. Oft ist dabei die größere Frage, welche Mode traut man sich mitzumachen. Bei manchen Frauen fängt diese Frage schon bei Skinny Jeans an. Einige hadern mit ärmellosen Tops. Bei mir startet der innere Kampf bei der zurückgekehrten bauchfrei Mode. Als überzeugter Feministin trage ich auch die Überzeugung, dass weibliche Körper nicht permanent sexualisiert und nach ihrer fuckability bewertet werden sollten. Die nunmal real existierenden verschiedenen Körperformen und auch sich verändernde Körper sollten einfach da sein dürfen, ohne abschätzige Blicke oder dumme Kommentare. In logischer Folge wünsche ich mir, dass alle Frauen (Menschen allgemein) einfach das tragen was ihnen individuell gefällt. Auf Insta bewundere ich Frauen jeden Alters und jeder Körperform für ihren tollen Stil, für ihre geschmackvolle Schnitt- und Stoffwahl und für ihre Handwerkskunst an der Nähmaschine. Bei mir selbst?

Da startet mein persönlicher Knackpunkt. Meine modische Sozialisierung fand in den 90-ern statt. Eine ikonische Britney Bitch, Kate Moss im Heroin Look und bauchfrei zwischen BH und Schambein. Damals entsprach ich zufällig diesem Ideal und trug ziemlich selbstverständlich extrem tiefe Hüftjeans und äusserst kurze Tops. Dieses Körperbild hat sich tief in meine Hirnwindungen eingefräst.

Tja und nun steh ich da, bauchfrei heisst jetzt cropped, zeigt deutlich weniger Haut und wird mit Highwaisthosen und -röcken kombiniert und ich finde es umwerfend. Ich bin mit meinem Körper zwar grundsätzlich wirklich zufrieden, habe aber definitiv nicht mehr den Körper aus den 90-ern…da liegen 25 Jahre Arbeit im Sitzen, 15kg und ein Baby dazwischen.

Saturday Skirt Set Bluse Friday Pattern Company

Saturday Skirt Set von Friday Pattern Company

Wie werde ich nun meinen eigenen Ansprüchen an BodyPositivity gerecht? Letztes Jahr habe ich “todesmutig” (jaaaa lacht nur) das Sisko Interlace Top von Named genäht…und nicht einmal getragen. Zuvor habe ich schonmal die Bluse Hanna genäht, die auch in der Taille endet aber die habe ich stets mit einem Shirt darunter kombiniert, wie auch auf den Fotos hier im Blog. Nun stiess ich auf das Saturday Skirt Set und war sehr begeistert von der Darstellung im Shop an zwei wirklich unterschiedlichen Körpertypen. An beiden Frauen sah das Set aus Bluse und Rock schlichtweg hinreissend aus. Mir gefällt, dass die Bluse oben einen ganz klassischen Kragen hat, dazu weite Ärmel und somit insgesamt erwachsene Eleganz mitbringt. Cropped aber ganz eindeutig für Ladys, nicht (nur) für Mädchen.

Saturday Skirt Set Friday Pattern Bluse nähen

Stoffwahl für Saturday

Ich habe kürzlich einen wunderschön hoch sitzenden, weiten Rock (den Cherry Blossom ) genäht, für den ich noch Kombinationspartner möchte. Also bin ich mit dem Rock zu Rotznasen Zuckerschnuten marschiert, der vor Ort Stoffladen meines Vertrauens, und fand einen perfekten Partner.  Auch hier musste ich ein bischen über meinen Schatten springen, denn das perfekte Design war auf Musselin gedruckt und als Mutter ist das für mich auf ewig das Windel- und Spucktuchmaterial. Ich hab ihn trotzdem gekauft und bereue es kein Stück. Schön zu verarbeiten und sehr angenehm zu tragen, dabei aber richtig leuchtende Farben, das hat man selten auf Musselin. ( Hier gibt es den online ).

Musselin Bluse nähen

Saturday Bluse Nähen

Im Urlaub an der Ostsee gab es einige trübe Tage und ich hatte Zeit zum Nähen. Die Bluse ist relativ fix genäht, da aufwändige Dinge wie Knöpfe oder Manschetten nicht enthalten sind. Eine Anleitung ist fast nicht nötig, da der Schnitt durchdacht und selbsterklärend ist. Durch die Arbeit mit Belegen ist es aber dennoch eine sehr saubere und schöne Verarbeitung. Eine kleine Änderung habe ich vorgenommen. Ich musste im Rücken Abnäher setzen, damit die Seitennähte auch auf Zug während des Knotens nicht nach vorne gezogen werden und somit auch die Ärmel verzogen werden. Bevor ihr also den unteren Saum im Rücken versäubert, unbedingt eine Zwischenanprobe machen, ob das in der Taille gut passt.

Musselin Bluse nähen

Saturday Bluse in der Öffentlichkeit

Dann gab es einen phantastischen Sonnentag und die Bluse wollte fotografiert werden.  In Rock und Bluse über einen Campingplatz zum Strand spazieren ist irgendwie so oder so leicht deplatziert. Das die Bluse zu kurz ist, fällt dann auch nicht mehr ins Gewicht. Der Strand zum Glück eher leer, so dass ich in Ruhe um mein Stativ herumtanzen konnte, während Zwergi um mich rum buddelte, mit den Füssen im Wasser plantschte und als lila Minion kreischend im Kreis rannte. Ganz entspannt Fotos machen eben… aber ich liebs ja das dadurch nebenbei immer schöne Mama-Sohn-Fotos entstehen.

Saturday Bluse Friday Pattern nähen

Jetzt bin ich also wieder zuhause, mit wundervollen Fotos und zurück bei meinem Eingangsproblem: kann will ich mich so zeigen?

Ich muss mich wirklich ein bischen überwinden gleich auf “Veröffentlichen” zu klicken. Aber wisst ihr was: ich habe einen Körper – was für eine Überraschung. Der sieht so aus aus wie er aussieht und den interessiert wenig was die Medien aktuell als Normschön definieren. Er ist das Ergebnis von Äonen faszinierender Evolution. Er funktioniert meist ziemlich gut und alles was er will ist wettergerecht bedeckt zu werden. Er trägt mein Herz, das unter anderem für schöne Kleidung schlägt. Er erlaubt mir stundenlang an der Nähmaschine zu sitzen und beschwert sich nur selten per Rückenschmerzen darüber. Er hat zwei Hände mit denen ich Dinge erschaffen kann.

Er verdient Sonnenlicht!

…und auch ein bischen Rampenlicht 🙂

Saturday Skirt Set Friday Pattern

Comments (2)

Ich schließe mich dir an deine Schnitte, sowie auch die gewählten Stoffe heben den Mädchen Trend auf ein Frauenlevel. Und das kannst du definitiv tragen. Trotzdem kann ich mir nicht verkneifen “You go girl!” zu rufen 🙂
Grüße, Tina

Die Kombi sieht bezaubernd aus, steht dir sehr gut und kannst/solltest du unbedingt tragen 🙂 Die Modelfotos hatten mich übrigens so gar nicht angesprochen, aber deine Umsetzung überzeugt.

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