Experimente ausserhalb der eigenen Komfortzone sind risikobehaftet. Mit Penelope von Clematisse ging ich ein großes Wagnis ein. Kleidung, die nicht BH kompatibel ist und obendrein sehr freizügig, ist in Summe zu weit ausserhalb ausserhalb meiner Komfortzone. Spoiler: diesmal bleibt meine Komfortzone unverändert, dafür wird das Kleid wohl verändert.
Schnittdetails von Penelope
Penelope ist ein super süßes Strandkleid. Es bringt hippifeeling und ein ganzes Lebensgefühl von Sonne auf der Haut mit. Es wird im Grunde aus zwei großen, schiefen Tortenstücken zugeschnitten, deren Spitzen gefüttert werden. Aus diesem Futterteilen wird unten ein Tunnel genäht, der im Rücken gebunden wird und somit unter der Brust an den Körper gezogen wird. Die Tortenspitzen bekommen ebenfalls Bändsel für eine Schnürung im Rücken. Unten eine Rüsche dran. Fertig!
Schnell genäht und dafür clever konstruiert. Sowas lieb ich ja. Der Rücken ist dabei wirklich seeeehr tief ausgeschnitten. Unbedingt eine kleine Zwischenanprobe machen, wie weit die hintere Naht geschlossen werden sollte, um zumindest ein Höschen zuverlässig zu verdecken. Naja oder auch eben nicht. Einen BH oder Bikini kann man sich defintiv abschminken. Egal wie der geschnitten ist, sieht bekloppt aus und raubt dem Schnitt seinen Special Effect.
Körpergefühl und Campingplätze
Falls jemand mit seinem Körper hadert oder nicht weiß ob sie dies oder jenes wirklich tragen kann: macht mal Camping im Sommer!
Jeder rennt hier ganztägig in Unterwäsche aka Bikini und Badehose rum und KEINER absolut keiner schert sich um anderer Leute Körper. Man sieht wirklich den ganzen Tag Menschen jeglichen Alters und absolut jeglicher nur denkbarer Statue spärlichst bekleidet. Das ist so unfassbar wohltuend fürs eigene Selbstbild. Man kriegt nämlich die volle Packung realer Körper mit Narben, Streifen, Röllchen, Dellen und Schwerkraft und kann gar nicht anders als wirklich zu begreifen, dass das alles normal ist und nicht das was uns die Medien mitunter ins Hirn pflanzen.
Ausserdem habe ich auf Campingplätzen noch nie erlebt, dass irgendjemand angestarrt oder belästigt wird. Ich glaube diese permanente gewisse eigene Entblöstheit, bremst bei Menschen den Reflex andere anzustarren oder gar zu verurteilen. Oder vielleicht würden solche Lästermäuler genau deswegen auch gar nicht erst an solche Orte fahren. In jedem Fall ergibt sich daraus ein sicherer Ort für Kleidungsexperimente.
Penelope wenigstens einmal fürs Foto
Nachdem ich das Kleid fertig genäht hatte, machte ich ein Video von mir selbst. Zum einen weil ich keinen großen Spiegel habe, zum anderen um die beste Freundin um Freigabe zu bitten. Beides bestanden. Sieht schon echt gut aus das Flatterteilchen. Danach gingen wir an den Strand. Kind durfte buddeln, Mann musste fotografieren. Ein paar Mama-Sohn-Bilder kamen dabei auch gleich noch rum. Die Omas freuen sich.
Von dort aus ging es in den zum Camp gehörigen Park, wo es zum Abend hin Musik gab. Herrliche Stimmung. Kinder flitzen zwischen den Spielplätzen herum, Eltern sitzen auf den Wiesen dazwischen mit Bierchen oder Aperol Sprizz und geniessen den Sonnenuntergang. Super entspannt für alle. Ich habe ein bischen getanzt, ein bischen dem Sohn hinterhergejagt… bis mir irgendwann die halbe Brust aus dem Kleid tanzte. Hat niemanden gestört neben den drei stillenden Müttern, von deren Brüsten immer noch mehr zu sehen war und die auch keinen juckten.
Aber meine persönliche red flag! Ich mag das Gefühl freischwingender Kirschen eh nicht besonders aber wenn die Ladys an die Sonne wollen ist echt Ende. Also wer ersteres mag aber zweiteres dann doch nicht: näht die oberen Teilchen nach einer Anprobe am Bändsel mit Handstichen fest. Sonst raffeln sich in Bewegung die Körbchen soweit zusammen, dass es unanständig wird.
Ich für meinen Teil drucke in diesem Moment ein Trägertopschnittmuster aus und werde Penelope auseinandernehmen und neu verarbeiten. Der Stoff ist zu schade, als dass ich es ungetragen verstauben lasse. Das ist übrigens eine wundervolle Viskose von Atelier Jupe.
Über die sexy Fotos in Penelope freue ich mich jetzt trotzdem.
Mit schönsten Grüßen von der Adria 🙂
Eure Sam
Sieht wirklich luftig aus! Auf unfreiwilliges Entblößen hätte ich aber auch wenig Lust, da klingt es sehr sinnvoll, etwas Tragbareres draus zu machen. Aber immerhin, für tolle Fotos sehr geeignet 🙂
Ich war mit ca. 13 übrigens einmal gezwungenermaßen auf einem FKK-Campingplatz (wir waren mit unseren Eltern in Kroatien und der ursprünglich geplante Campingplatz fiel aus irgendeinem Grund aus). Am Anfang fand ich es ganz schlimm – aber später sehr praktisch und meine Güte, war das gut gegen teenietypische Körperkomplexe! Lauter realistische Körper statt gephotoshopten Models. Auf anderen Campingplätzen empfand ich die Leute eher als völlig normal gekleidet, aber das war in den 90ern, da war man noch weniger leger unterwegs als heute.
[…] 0 By Sam Sunsetred Kleider Kleidung selber nähen 6. September […]