Die Kombination vom sehr weit geschnittenem Oberteil mit fast schon dramatischen Fledermausärmeln und schmalem Rock macht Fibremoods Kleid Beryl für mich direkt interessant. Nur die Originallänge finde ich eher unvorteilhaft. Ich sehe in Beryl die totale 80-Jahre Energie und eigentlich gehören in meinem Kopf neonfarbene Ohringe und riesige Plastikarmreifen dazu.
Beryl Schnittelemente
Der Zuschnitt geht echt fix. Die Arme sind direkt angeschnitten und die Knopfleiste ebenso. Die Armabschlüsse fallen locker über den Arm und erfordern keinen Schlitz und keine geknöpften Manschetten. Das Rockteil ist schmal und gerade geschnitten, eigentlich bis zur Wade. Also wenige Schnittteile und lediglich ein paar Markierungen für die Faltenlegung.
Meine Anpassungen bei Beryl
Die Wadenlänge kürzte ich auf moderate Minilänge. Da der Rocksaum etwas gerundet ist, habe nicht unten abgeschnitten sondern den Papierschnitt auf Oberschenkelhöhe einmal hoch und einmal runter gefaltet. Mein Rockteil ist damit etwa 30cm kürzer als das Original. Wer es nachahmen möchte: bedenkt, dass durch die Fledermausärmel jede Armbewegung nach oben auch den Rock ordentlich nach oben zieht. Also nicht zu kurz schneiden.
Die Taille ist etwas höher gesetzt und vorne geschmeidig nach oben gerundet. Das ist ein hübsches Detail, was ich extrem mag. Allerdings ist die Taille dennoch eher locker geschnitten und vor allem im Profil fehlte mir hier Kontour. Daher habe ich hinten mittig zwei zusätzliche Falten ins Oberteil gelegt und diese im Rockteil in Abnäher übergehen lassen. Es sitzt immer noch locker aber nicht so gänzlich formlos. Ich empfehle unbedingt eine Anprobe bevor das Rockteil final festgenäht wird.
Material für Beryl
Beryl hat ein ungefüttertes Rockteil, was nicht sehr weit ist. Dafür sollte der Stoff nicht zu dünn sein, sonst zeichnet sich schnell die Unterwäsche ab oder schimmert durch. Ich habe den Meet Milk Two Tone Plaid in Lapis verwendet, der hier bei Schöner Stil gerade im Angebot war. Ein leichter aber durchaus fester Twill. Gut geeignet für Überangskleider und ich finde dieses leuchtende Blau ist der Knaller zu diesem Schnitt.
Exkurs Elternzeitreise
Nach Mailand waren wir noch einige Tage unterwegs und sind nun an unserem Winterdomizil an der Costa Blanca vorrübergehens sesshaft geworden. Das ist eine der wärmsten Regionen Europas im Winter und sollte im Januar laut Klimatabelle 12-17 Grad Tageshöchsttemperaturen haben. Tatsächlich haben wir jetzt den dritten Tag um die 25 Grad. Am Strand laufen reihenweise Frauen im BH rum, weil selbst die Spanier im Januar keinen Bikini dabei haben. Ich geniesse das im Moment sehr, grusel mich aber zugleich im Bewusstsein, dass das eben über ein Wetterphänomen hinausgeht. Der Klimawandel ist hier sehr spürbar und viele Einwohner fürchten sich schon jetzt vor dem Sommer.
Der Fall deines Stoffes ist schön, aber auf den ersten Blick war ich mir nicht sicher, ob mir der steife Stoff der Fibremood Varianten nicht ein klein wenig besser gefällt. Der Tencel schluckt die Falten im Oberteil zu sehr.
Allerdings passt es mit der Kürzung doch wieder ganz gut zusammen. Ich denke du hast einfach eine zweite Variante dieses Schnittes kreiert. Das Fibremood Modell mit seinem fast geometrischem Faltenwurf im Oberteil und dem langen Rock ist ernster und deine Variante ist die ausgelassene, fröhliche, kleine Schwester dazu 🙂
Grüße, Tina
“Fröhliche kleine Schwester” gefällt mir 😀 Festeren Stoff stelle ich mir von Tragegefühl etwas unbequem vor, man hat schon echt viel Stoff unter den Armen. Das muss man abwägen.
Ein wunderbares Kleid ist Dir wiedermal gelungen! Es steht Dir Klasse – komplexer Schnitt aber mit Leichtigkeit! Vorn das blusenartige kombiniert mit Fledermaus habe ich persönlich beim Kleid noch nie gesehen. Es ist auch nicht zu viel Stoff unter dem Arm, genau richtig. Die Rückengestaltung mit dezenter Raffinesse, Muster und Farbe in meinen Augen ein Hauch “britisch”:). So macht Mode Spaß!