Meine liebe Sam,
ich brauche ganz dringend Deine Hilfe! Ich würde ungern dieses schöne Projekt in die „Tonne hauen“. Denn es ist mir teilweise ganz gut gelungen ist und ich mag den Stoff so gerne. Kannst Du mich und das Kleid retten?
Wie es begann
Auslöser für dieses Nähprojekt, waren Deine Weihnachtskleider. Ich wollte einmal nicht wie jedes Jahr in Stoffhose und Bluse an der Weihnachtstafel sitzen. Ein Kleid musste her, im Idealfall selbst genäht.
Ich hatte schon längere Zeit mit dem A-Linienkleid Stacey von Pattydoo geliebäugelt. Auf den ersten Blick könnte es meiner merkwürdigen Figur mit der viereckigen Körpermitte doch eine klitzekleine Portion Kurven an den Körper zaubern. Außerdem schien mir dies ein Schnitt zu sein, in dem ich mich wohlfühlen könnte. Und das ist an Weihnachten, dem Fest mit besonders leckerem Essen, von immenser Bedeutung.
Ein Stoff war recht schnell gefunden: ein weicher schwarzer Jerseyjaquard mit Zopfmuster, der laut Nähanleitung bestens für dieses Kleid geeignet sein sollte. Der Zuschnitt und alle weiteren Vorbereitungen gingen mir zunächst problemlos von der Hand. Was aber ist trotz dieser guten Voraussetzungen schiefgelaufen?
Was lief nicht so gut?
Nach dem Nähen der Brustabnäher, bemerkte ich, dass sie nicht auf der richtigen Höhe sitzen. Sie saßen einen My zu weit oben. Hier muss ich einen großen Fauxpas gestehen: ich habe Deinen Rat im Sew Along zur Ermine „verdrängt“ und nur geschätzt, ob die Höhe der Abnäher richtig sei. Schwerer und unverzeihlicher Fehler, der wohl auf Ewigkeit dieses Kleid zeichnen wird, oder gibt es da im Nachhinein noch eine Lösung? (ich schwöre hoch und heilig, diesen Fehler nie wieder zu begehen!)
Der nächste “Fehler” scheint mir schon bei den Vorbereitungen unterlaufen zu sein. Da meine Taille, die nicht wirklich vorhanden ist, nicht im Einklang zu meiner normalen Kleidergröße steht, habe ich das Schnittmuster angepasst. Das hattest Du mir schon einmal gezeigt und ich dachte, ich beherrsche es. Scheinbar ist es mir jedoch misslungen, denn irgendwie sah das Kleid an mir „sackig“ aus und an manchen Stellen war einfach zu viel Stoff übrig.
Hinzu kamen noch die Taschen, die ich zwar als Idee wunderbar finde, die aber in meinem Falle zusätzlich arg auftragen (die nächste Stacey wird definitiv ohne Taschen genäht). An sich finde ich dieses Kleid sehr schön und ich muss mich in einem Punkt sogar einmal selbst loben: der Turtleneck-Ausschnitt ist mir sehr gelungen und das war mein erster!!!!
Um das Kleid jedoch in meinen Alltag integrieren und auch wirklich tragen zu können, brauche ich Deine rettenden Hände und Ideen. Geht da noch was?
Liebste Grüße
Kirsten
Liebe Kirsten,
Gratulation – ich finde das Kleid ist von Schnitt und Stoff toll gewählt und die Verarbeitung des Ausschnittes ist erstklassig!
Der Brustabnäher fällt leider in die Kategorie perfectly imperfect, da ist nichts zu löten. Allerdings finde ich das halb so wild. Auch wenn ich mit der Kamera und allen mobilen Lampen des Hauses alles gebe, damit unsere Leser*innen den Brustabnäher auf den Fotos erkennen können, so fällt er durch den schwarzen Stoff in der Realität doch kaum auf. Beim nächsten, der so aussieht, gibt’s aber einmal das Massband auf den Poppes! 😉
Was die Taschen angeht, suchen wir mal noch nach schönen Dekoknöpfen und nähen die einfach fest an. Bei solchen Taschen in Maschenware würde ich sonst immer ein Nahtband einnähen, damit da nichts leiert oder absteht.
Was die Taille betrifft, nunja der Schnitt ist da auch eher taillenlos geschnitten. Bei einem fliessenderem Stoff würde eine Elfe darin trotzdem tailliert aussehen. Wenn man eine Taille ein wenig hinzaubern muss, muss man hier mit Abnähern ran. Das geht zu zweit ohnehin besser, also
- rück rüber
- zieh das Kleid auf links an
- ich markiere zuerst an den Seitennähten was wir wegnehmen (immer zuerst an vorhandenen Nähten schauen was geht)
- stecke dann Rückenabnäher (dabei darauf achten, das sich die Seitennaht nicht verzieht oder schräg wird)
- dann ziehst du blank
6. ich stecke alle Nähte auf dem Tisch nochmal schön symetrisch und die Abnäher mindestens 3x so lang wie tief, damit es keine “Tüten” gibt
7. du ziehst auf rechts an
8. ich gucke, korrigere
9. (wir wiederholen Schritte 5 bis 8 bis ich zufrieden und du von Nadeln angemessen zerkratzt bist)
10. alles festnähen
So und jetzt nochmal Fotos mit ein bischen Taille und im Profil einer schön geschwungenen Rückenlinie.
Sooo viel haben wir gar nicht verändert, es sitzt immer noch wie gewünscht leger aber ich finde Abnäher machen immer einen Unterschied.
Schlussendlich siehst du in deinem Kleid phantastisch aus und ich freue mich, dass du damit wieder etwas ausserhalb von Jeans und Shirt hast, in dem du dich wohlfühlst.
Schönste Grüße,
Sam
Du erkennst dich irgendwie in Kirsten wieder?