Die Mouliné Cardigan von LeKnit ist ein wirklich schönes zeitloses Design ohne Schnörkel aber mit Stil.
Anleitung von LeKnit
Ich fang mal mit dem negativen Feedback an – die Anleitung ist eine Mischung aus lieblos und freudlos. Kein einziges Bild, was Arbeitsschritte verständlicher (und einfach schöner) machen würde und arme sich quälende Anfänger ein bischen motivieren könnte. Nichtmal ein Hauch visueller Struktur wurde dem Strickmuster gegönnt. Eine Strickreihe wird stur über 5 Zeilen in Kürzeln beschrieben und das Auge bekommt nichtmal fettgedruckte Maschenmarkierer, um sich irgendwo zu orientieren. Ach bitte liebe Strickmusterverfasserinnen, es gibt so viele Möglichkeiten der Textformatierung, weitet eure Kreativität vom Stricken ruhig auch darauf aus.
An die Maschen
Der Anfang der Cardigan ist sehr ähnlich meinem ersten Pullover. Zum Glück, sonst wäre ich an dieser Stelle direkt gescheitert. Man strickt also von oben nach unten, legt irgendwann die Ärmel still, strickt bis runter und dort ein Bündchen an. Zum Schluss soll eine Blende mit Knopflöchern angestrickt werden.

Bündchen stricken
Da Bündchen oder auch Rippen stricken für mich neu ist, habe ich zuerst ein Teststück gestrickt. Es soll 1×1 gestrickt werden, also abwechselnd eine Masche rechts und eine links. Zuerst dachte ich ich mach etwas falsch, das es für mich genauso aussah wie glatt rechts gestrickt. Aber tatsächlich versteckt sich die linke Masche nur hinten und daraus ergibt sich dann die höhere Elasthizität und geringere Breite des Gestricks. Eigentlich logisch aber ich musste das erst wirklich verstehen.

Nachdem ich die ersten Zentimeter meines Taillenbündchens fertig hatte, geschah eine für mich mittlere Katastrophe und das Bändchen riss von der Stricknadel ab. Eine Menge Maschen fielen und viele davon verabschiedeten sich mehrere Reihen zurück. Ganz schön nervenaufreibend und fummelig das wieder einzufangen und zurückzuhäkeln. Ein paar Fehler habe ich dabei eingebaut.

Die Ärmel werden eigentlich auch in Runden gestrickt aber damit kann ich mich immer noch nicht anfreunden, also habe ich die wieder in Reihen gestrickt, inklusive der Bündchen und dann zusammengenäht. Am fertigen Stück sieht man wie enorm viel Breite die Rippenbündchen einfangen. Da ist keine Maschenabnahme drin zwischen dem glatt rechtem Torso und dem Bündchen. Allerdings habe ich nicht mit einer Nadelgröße kleiner gestrickt sondern gleich zwei größen kleiner, also 5,5 die glatt rechten Flächen und 3,5 die Rippen. Ursprünglich nur weil ich keine anderen Nadeln da hatte aber letztelich fand ich das so perfekt, weil ich diese Cardigan überwiegend zu Kleidern tragen werde und ich da eine ausgeprägte Taillierung schön finde.

Blende stricken
Die Anleitung war für diesen Teil endgültig nutzlos, damit versteht man wirklich überhaupt nicht wie das gedacht ist. Ich suchte also online nach „Blende mit Knopflöchern stricken“ und fand letztlich die Anleitung von Drops dazu nachvollziehbar. In meiner Naivität hielt ich sie obendrein für leicht nachzustricken. Ja, lacht nur 🙂

Ich hab das dann mal wieder aufgedröselt und noch einen Anlauf gemacht. Dann das Video noch fünf Mal in halbierter Geschwindigkeit geschaut und nochmal aufgedröselt. Der dritte Anlauf war passabel. Also passabel genug, dass ich mir dachte damit zieh ich jetzt durch. Die Zeit für Perfektionsanspruch kommt später. So etwa nach dem ersten Knopfloch wurde mir klar, dass diese Art Blende meine Geduld überstrapaziert aber da war es zu spät. Ab dem Nacken habe ich verstanden wie ich den Übergang vom bestehenden Strickwerk zur Blende hübsch hinbekomme aber nochmal von vorn ertrug meine Ungeduld endgültig nicht mehr. Es wurde durchgezogen und heute Morgen endlich fertig.

Lektionen gelernt
Ich bin ja schon ein wenig stolz, dass ich anhand dieses Modells das italienische Abketteln gelernt habe. Geholfen hat mir dabei diese Anleitung von Maschenfein.
Ausserdem hab ich erstmals ansehliche Bündchen gestrickt und immerhin die Hälfte meiner Blende sieht auch sehr ordentlich aus. Hier das Drops Video zu dieser Methode.

Nach drei grauen Tagen an der Ostsee belohnte mich der Himmel für mein fleissiges Stricken mit strahlendem Blau am Ostersonntag und perfekter Fotokulisse. Ich hab mir zwar die Beine abgefroren aber oben rum hielt die Merinowolle (Concept Merino Sport von Katia) herrlich warm. Ich freue mich so wie perfekt die Jacke zu meinem Lapelosa Kleid passt. Ich hoffe nach dem Blocken daheim sieht sie noch genauso schön aus.

Die letzten Teile meiner Cardigan strickte ich hier auf dem Campingplatz. Schwupps wurde ich angesprochen von einer netten Camperin, die daraufhin ihre angestrickten Socken aus der Tasche zog. Den kommunikativen Teil des Strickens habe ich definitiv unterschätzt. Eine Stunde später saß ich in lustiger Runde von Dauercampern und wurde mit Kaffee und Möhrenkuchen versorgt, während mein Sohn mit dem Enkel jener Camper von dannen zog. Tags darauf hatte ich ein Bonuskind zum Mittagessen und den Rest des Tages ein glücklich beschäftiges Kind -> viel Zeit zum Stricken.

Es ist wohl nicht zu leugnen, ich bin mega angefixt.
Stricken strapaziert meine Geduld aber hat dabei eine meditative Wirkung und tut mir definitiv gut. Abends vor der Glotze oder in der Bahn stricke ich jetzt anstatt am Handy rumzudaddeln. Das ist definitiv eine positive Entwicklung und ergänzt damit das Nähen, was ja nicht immer und überall geht, aufs Beste.
Schönste Ostergüße,
Sam

[…] 0 By Sam Sunsetred Stricken 20. April […]
Liebe Sam, ach der Cardigan ist toll geworden und du hast dich gut durchgekämpft. Strickanleitungen sind selten mit Fotos, aber viele Designer*innen verlinken auf YouTube, wo sie bestimmte Techniken zeigen. LG deine Claudia