Endlich geht es an den “guten” Stoff – bloss keine Hemmungen, letztlich ist es auch nur Stoff.
Dabei bekam ich eine interessante Frage von Julia.
Wie machst du das, dass das Schnittmusterpapier nicht reisst,
wenn du die Nahtlinie durchradelst?
Ich hab die Frage erst gar nicht verstanden, weil ich nie auf die Idee kam die Nahtlinie auf den Stoff zu zeichnen. Nach ein bischen hin und her Fragen kamen wir drauf, dass wir hier grundsätzlich unterschiedlich an Zuschnitt und Nähen herangehen.
Ich schneide die Nahtzugaben möglichst präzise zu und nähe dann einfach im entsprechendem Abstand von der Schnittkante. Jede Nähmaschine hat an der Stichplatte mehrere Markierungslinien für unterschiedliche Nahtzugaben. Beim Nähen selbst schau ich nicht auf die Nadel, sondern auf die Linie, die meiner Nahtzugabe entspricht und führe die Stoffkante genau dort entlang. Man braucht nicht auf die Nadel schauen, die ist immer genau da wo sie sein soll. Führt man den Stoff an der richtigen Linie, braucht man auch keine Linie auf dem Stoff. Mit Ausnahme einiger Spezialfälle wie Abnäher, bei denen an keiner Stoffkante entlang genäht wird.
Zuschnitt mit Präziser Nahtzugabe
Beim Zuschnitt muss ich also nur darauf achten alle Teile mit einer gleichmäßigen Nahtzugabe zuzuschneiden. Ausnahme sind oft Säume, da diese anders verarbeitet werden – achte auf die Anleitung deines Schnittmusters. Aber wie kriegt man diese Gleichmäßigkeit beim Zuschnitt am einfachsten hin?
- Variante 1 – Du hast ein Schnittmuster mit enthaltener Nahtzugabe. Easy direkt am Papier entlang schneiden.
- Variante 2 – Dein Schnittmuster ist ohne Nachtzugabe und du zeichnest dir mir Kreide deine Schnittlinien. Geht am schnellsten mit dem Prym Kreiderad mit Abstandshalter. Das Teil hat ein kleines, im Abstand verstellbares Plastikrad mit dem man an der Nahtlinie entlangfährt. Parallel dazu ist ein Kreiderad, welches dann im im gewünschten Abstand die Schnittlinie zeichnet.
- Variante 3 – Hab ich selbst noch nie benutzt aber ist für viele inzwischen gern verwendet, die Zuschneidehilfe Karl. Ein kleines Teil, das man an die Schere anmotiert und damit direkt beim Schneiden gleichmäßig Abstand zur Nahtlinie hält.
Funktioniert alles, da muss man für sich die Lieblingsmethode finden.
Einlagen
Ohne Einlagen gibt es bei mir fast kein Kleidungsstück und definitiv keine Jacke. Zu diesem Thema könnte man endlos referieren und ich hab echt überlegt was das wichtigste dazu ist. Möchte man einen Blazer mit Couturetechniken nähen kommt da noch viel mehr zum Einsatz (von Hand pikierte Rosshaareinlage) als ich für meinen Anspruch je nutze. Daher habe ich auch nur Erfahrung mit “einfachen” Einlagen. Meine Schlüsselerkenntnisse:
- Mach was in der Anleitung steht!
- Auch wenn es nicht in der Anleitung steht, verstärke IMMER Knopfleiste beidseitig und Kragen
- bei Einlagen keine Kompromisse, nimm Vlieseline von Freudenberg
- wähl die Einlage passend zum Stoff (auf der Webseite findet man die Anwendungsgebiete für jede Einlage)
- vor dem Nähen lass aufgebügelte Einlage wirklich komplett auskühlen
Fortschritt Franzine
Wie man sieht ist mein Blazer Franzine schon recht weit. Der Oberstoff ist zusammengesetzt und auf links gedreht erkennt man gut die Einlagen. Obwohl es eigentlich nicht unbedingt nötig ist, habe ich meinen Oberstoff komplett mit der Overlock versäubert. Es handelt sich um eine Tencel-Leinen-Mischung, die stark ausfranst. Da mein Futterstoff leicht transparent ist (kleiner Fehlkauf aber wird jetzt trotzdem benutzt) hatte ich Sorge, dass ich sonst irgendwann den Fransen beim Aufräufeln zusehen kann. Vielleicht albern aber schadet ja auch nicht.
Off Topic
Ich bin nun die ersten Wochen nach meiner einjährigen Auszeit wieder im Job. Aus Gründen vorübergehenden Wahnsinns habe ich mich obendrauf für Ende Oktober zu einem Halbmarathon angemeldet. Man merkt es dem Artikel vielleicht an – ausführliche Blogtexte fallen hinten runter. (Genauso wie ausreichend Schlaf.) Ich habe mir aber fest vorgenommen zum Oktober MeMadeMittwoch den Blazer fertig präsentieren zu können.
Wie sieht es bei Julia aus,? Ich glaube sie kommt gut voran und wir können uns bald über unsere Blazer freuen.
Hoffentlich geht der Wahnsinn wirklich vorüber. Das ist ja echt ein bisschen viel, was du da gerade so machst.
Der Blazer sieht schon sehr gut aus. Viel Glück dann beim Lauf.
LG Silke
Ich habe tatsächlich noch eine vierte Variante: mein Rollschneider hat ein dicke Messerbefestigungsschraube, die exakt der gewünschten Nahtzugabe entspricht. Damit schneide ich schwungvoll zu und weiß, wenn ich den Rollschneider damit an der Stoffkante ausrichte, dass die Nahtzugabe eingehalten ist. Dadurch habe ich weder die Kreidevariante noch brauche ich den Karl, der inhaltlich aber sicherlich das selbe macht ….
Klingt gut!
Ich schneide nur selten mit dem Rollschneider weil ich keine bezahlbare Schneidmatte finde, die groß genug für eine komplette Zuschneidefläche ist. Hast du da auch einen Tip?
[…] 0 By Sam Sunsetred Kleidung selber nähen Pullover und Jacken 2. Oktober […]