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Schmaler Rollkragenpullover

Basics für die Capsule Wardrobe nähen

Grundsätzlich finde ich Basics nähen ja eher langweilig. Bisher habe ich mich immer darum gedrückt. Aufregende Kleider in tollen Mustern zu nähen, die sichtlich Einzelstücke sind, macht doch viel mehr Spass.

Oder?

Wenn ich nichts kaufen will, muss ich aber auch diese Dinge nähen. Inzwischen freunde ich mich damit sogar wirklich an. Ich verliere mich geradezu in kleinen und winzigen Details, stöbere stundenlang nach besonderen Stoffen und fokussiere mich stärker auf wirklich gute Passform. Ich sehe es ein: auch Basics können spannend sein.

Wichtige Basics meiner Bürogarderobe sind schmal geschnittene Rollkragenpullover aus Feinstrick. Ich trage sie gern mit dunklen Jeans und Blazer wenn es besonders frostig ist. Mein umfangreicher aber abgetragener Bestand zeigt mir, dass diese Art Pullover für mich unverzichtbar ist. Jeder hat so seine Standards, die Stücke die man anzieht wenn keine Zeit und keine Nerven zum Überlegen da sind oder man sich einfach nach Gewohntem sehnt. Solche Dinge geben Sicherheit, an besonders chaotischen Tagen. Daher brauche ich einen Standardschnitt, den ich immer wieder verwenden kann und Stoffe von guter Qualität.

Schnittmuster anpassen für einen Rollkragenpullover

Letztes Jahr habe ich recht viel mit Jersey genäht und dabei drei Schnitte verschiedener Hersteller angesammelt, die als Basis für meine Vorstellung taugen. Dabei sitzt bei einem die Seitennaht im Übergang von Taille zu Hüfte sehr gut, ein anderer hat die optimale Schulterbreite und der Dritte hat einen recht halsnahen Ausschnitt, der sich leicht mit einem Rollkragen ergänzen lassen sollte. Schnitte zu kombinieren und sich so die Passformrosinen herauszupicken, ist immer noch leichter als einen Schnitt komplett neu zu konstruieren. Jedoch muss man immer darauf achten, dass man stets alle Teile des Schnittes berücksichtigt, wenn man an einem eine Änderung vornimmt.

Nachdem ich mir ein Papierschnittmuster erstellt habe, das meinen Vorstellungen entspricht, stecke ich mir ein Modell aus Viskoseromanit zusammen. Romanit ist ein festeres Strickgewebe mit dem Vorteil, das Stecknadeln gut darin halten. Es ist mein elastisches Äquivalent zum Nesselmodell für Webware. Aus feineren Jerseys rutschen Stecknadeln gerne mal heraus wenn man eine Anprobe macht. An diesem Romanit kann ich noch ein wenig hin und her stecken und immer wieder anprobieren bis ich mit der Passform zufrieden bin.

Nach der letzten Nadelanprobe übertrage ich diese Änderungen wiederum auf meinen Papierschnitt, den ich demnächst wohl noch ein paar Mal verwenden werde. Für Änderungen jeglicher Art verwende ich übrigens gerne Kurvenlineale. Mein unverzichtbares Tool, um Linien geschmeidig in die Kurve zu legen. Ich bin nicht so der Zeichenkünstler und ohne diese Kurvenlineale habe ich mir früher oft kuriose Beulen und Ecken an den Körper genäht.

Stoff kaufen für besondere Stücke

Ich nähe zwar schon recht lange und viel aber bisher habe ich keinen besonderen Wert auf hochwertige Stoffe gelegt. Mit den üblichen Verdächtigen der Onlinestoffhändler und den Stoffgeschäften in meiner Stadt war ich zufrieden. Bei der Suche nach Merinojersey für Pullover oder Seidencrepe für Blusen, fällt mir jetzt jedoch auf, dass höhere Qualitäten deutlich schwieriger zu finden sind. Ich werde daher Händler für spezielle Stoffe nach und nach testen und euch gerne hier eine Auflistung zusammenstellen. Falls jemand eine Empfehlung hat, bitte verratet mir eure geheimen Quellen!!!

Fürs erste habe ich wie gesagt einen Viskose-Romanit verwendet. Ein reines Probeteil zu nähen, das nicht mal eine Chance hat in den Schrank zu wandern, dafür bin ich zu faul und ist mir das Material zu schade. Ich finde durch die höhere Festigkeit im Vergleich zu normalem Jersey, wirkt er nicht zu lässig sondern durchaus schlicht elegant. Speziell dieser Romanit enthält einen Anteil an Elasthan und Spandex, dadurch hat er eine besonders hohe Rücksprungkraft. Das bedeutet ich kann den Rollkragen wirklich sehr halsnah nähen und nach dem über-den-Kopf-zerren liegt er auch wirklich am Hals an. Gekauft habe ich ihn -Achtung unbezahlte Werbung- bei 1000Stoff, ein kleiner feiner Laden in Berlin mit zugehörigem Onlineshop.

Der fertige selbstgenähte Rollkragenpullover

Das Ergebnis ist nicht spektakulär aber es ist der zurückhaltende Schick, die mir vorschwebte. Eben ein Basisteil, das immer geht und so ziemlich zu allem kombinierbar ist.

Ganz ohne kleine feine Details komme ich aber nicht aus. Dazu muss ich mich jetzt als kleiner Trekkie outen. Ja ich stehe auf Star Trek. Alle Filme, alle Serien. In gnadenloser Wiederholung. Dank Netflix sogar im Bingewatching. Als Feministin, ja gleich noch ein Outing, stehe ich natürlich ganz besonders auf Captain Janeway. Weibliche oberste Führungskraft mit Meinung, Durchsetzungsstärke und Erfolg. Auf dem Blog Kleinerdrei wurde mal ganz wundervoll geschrieben was Captain Janeway für viele Frauen zu einem Vorbild macht, sei sie auch noch so fiktiv. Lohnt sich unbedingt zu lesen! Zu ihrer Uniform gehört ein Rollkragen auf dem vier kleine Knöpfe als Rangabzeichen befestigt sind (für Nicht-Serienjunkies gut zu sehen hier). Eine Steilvorlage für ein Businessoutfit ambitionierter Ladies! Vier kleine Sterne sind doch ein schönes Detail.

Na und wenn ich schon eine solche Reminiszenz auf meine Heldin nähe, dann muss auf dem Foto auch ihr (ungeliebtes) Markenzeichen dazu: der BUN OF STEEL.

Okay so ganz bekomme ich weder die Frisur noch die Pose hin aber eins geht noch…

Wie konnte Janeway nur im Deltaquadranten einen Stylisten finden, der ihr DAS jeden Morgen gebastelt hat???

Für Trekkies und Verständnislose gleichermaßen bin ich auch mit diesem Stück wieder dabei beim Du für Dich am Donnerstag und beim SewLaLa. Schaut rein und entdeckt viele tolle Hobbyschneiderinnen.

Live long and prosper! 🖖

Comments (9)

Beim letzten Bild bin ich fast vor Lachen vom Stuhl gekippt. Original Janeway :D!
Die Idee mit den vier Sternen ist Klasse, die werd ich wohl klauen müssen. Du hast nicht zufällig Lust, auch noch unbezahlte Werbung für den Sterneverkäufer zu machen.
Und danke für den Stoffladentipp. Im Prinzip geht es mir ähnlich. Bisher hab ich Stoffe möglichst günstig und auf Vorrat gekauft. Inzwischen plane ich meine Projekte etwas genauer und möchte dann natürlich auch gern Qualität auf der ganzen Linie. Dein Stoffladen hat eine schöne – auch farblich ansprechenden – Auswahl.
So, jetzt hol ich mir einen ‘Tee, Earl Grey, heiß’ (mag keinen Kaffee) und wünsch Dir viel ‘Energie’ für den Tag. LG Sandra

Die Idee darf gerne geklaut werden! Leider weiß ich nicht mal mehr wo ich diese Sterne herhabe, die müssen schon sehr lange in meinem Fundus gelegen haben. Da das Loch an dem ich sie angenäht habe quer durch geht, vermute ich, dass die eher aus der Abteilung Schmuck basteln stammen. Such mal nach “Stern Metall Perlen”.

Noch einmal Danke, Deine Suchwortkombi hat die passenden Treffen gebracht. LG Sandra

Ein tolles Shirt, und was für eine schöne dezente Nerd-Referenz 🙂 ich finde auch, dass auffällige Musterteile mehr Spaß machen beim Nähen als “langweilige” Basics, aber man kann eben die Passform bestimmen und mit kleinen Details das gewisse Etwas hinzufügen!
Ich werde mich auch noch ewig fragen, wie Janeway immer diese perfekte Frisur hingekriegt hat …

Ich flippe aus!!! Total genial! Vielleicht schaffe ich bis Samstag auch noch so was… dann fliegt das schiff ja endlich wieder… lg Sarah

Ein sehr schöner Rolli ist das geworden, mir schwebt auch noch einer vor.

LG, Heike

Ich habe schon lange nicht mehr beim Lesen eines Posts so geschmunzelt… die Frisur und die Mimik sind dir gelungen. Gelungen finde ich aber auch deinen Rolli – schön schlicht und schlichtweg schön.
🖖🏻, Fiene

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